Rolle gegen 6:00 aus der Fähre am Rostocker Hafenterminal und steuere den ersten Fahrradladen auf der Karte an – meine Bremsen haben es definitiv nötig: Neue Scheibenklötze. Der Laden ist erst ab 10 offen, es ist 8 Uhr. So fahre ich doch etwas weiter Richtung Innenstadt.
Kurz vor der nächsten Radwerkstatt fahre ich leicht schräg über eine
Schwelle. Es macht nicht mal hörbar «knack», und mein Hinterrad scheuert plötzlich gegen das Schutzblech. Moment, habe ich den Spanner nicht recht festgemacht? Nach einigen Sekunden scharfem Anstarren der Schreck: Die rechte Hintergabel ist durchgebrochen. Fein säuberlich am Ende nahe der Nabe. Nach dem ersten grösseren Schock – das Rad hat die vierte «Grand Tour» noch nicht mal hinter sich, steht fest: Es geht hier nicht mehr weiter.
Was ein Ärger – das Ding war damals recht teuer, wurde mir als bestes Tourenrad angepriesen, trotz meiner Skepsis den Alurahmen gegenüber.
Benutzt wurde es dementsprechend selten und natürlich ist die Garantie des BMC-Marken-Rahmens längst abgelaufen – nach mal etwa per GPS-Tracking geschätzten gerade mal runden 12’000 km.
Erst mal schieben, frühstücken und das Adrenalin abbauen.
Nun kommen die Fahrradläden dran. Der grösste Laden dort erteilt mir schon mal den Bescheid: nix zu machen, wir können nicht schweissen. Dazu kommt: Es ist ein Alurahmen. Da auf dem betreffenden Teil der Gabel aber keine hohe Last durchs Gepäck, sondern eher durchs Treten aufkommt, gebe ich noch nicht komplett auf. Um wenigstens mit doppeltem Schrittempo vorwärtszukommen, suche ich nun die Motorradläden nach Lösungen ab. Rohrschellen gäb’s im 20 km entfernten Baumarkt, sonst will keiner meinen Rahmen anfassen, oder weiter helfen (Haftung, pipapo).
«Könnse gleich wegschmeissen», heisst’s im nächsten Fachgeschäft, was mir gross angepriesen wurde («die können AL-LES»).
Schliesslich bekomme ich beim nächsten Motorradhändler was ich suche: Ein Stück rundes Blech und zwei Rohrschellen. Weitere Rohrschellen gibt’s beim Elektriker, eine alte Speiche wiederum beim Radhändler. Ich weiss, dass es nicht der StVO entspricht, aber die Geschichte hält – ohne Knacken.
Ich buche kurzerhand den Bus mit Fahrradmitnahme nach Braunschweig via Berlin und kurble langsam Richtung HB.
Die 2.5 km vom Bahnhof bis zum Zielort hält das Flickwerk.
Wir dürfen gespannt sein…