Tag 15-16: Ankunft zuhause

Rückreise via Leipzig. Treffe Herrn Z beim Franzosen, und wir kloppen uns eine gute Portion Wein hinter die Binde – für Alkohol ist es nie zu früh.

Der Elster entlang, am Leipziger Abfallberg vorbei, treffe ich abends auf einige Wildschweine. Es gibt sie also.

Morgens nach einer sentimentalen Überfahrt mit dem grünen Bus auf der Fähre von Meersburg nach Konstanz dann die Ankunft in Zürich um Mittag. Das Flickwerk hält. Ich schaffe sogar die letzten Meter vom HB  bis auf die Forch. Aber: Das war’s nun mit dem Patch, mein ‹Glück› sollte ich nicht weiter ausreizen.

Nach weitergehender Analyse stellt sich heraus, dass die Bruchstelle genau dort liegt, wo ein kleines Loch (Entlüftung?) im Rahmen sitzt. Man darf gespannt sein, was die Materialspezialisten sagen.

Tag 11-14: Kinderkram

Die Zeit vergeht im Nu, lecker Essen, mit Kindern spielen, Kinder auf sich einschlafen lassen, mit einer Hand dabei Klavier spielen, Kinder mit Staubfeudeln unter Gekreische abfeudeln, Kinder baden, mit Kindern Eis essen. Ok, Kinder sind das zentrale Thema, diese vier Tage.
Auch: sich in Schrebergärten aufhalten, Produkte aus dem Schrebergarten konsumieren. Schliesslich das krönende Ereignis am Freitag:
Eine Tour im aufblasbaren Kanu (Z-Pro Totem TOT335) auf der Oker, einmal um die Stadt rum. An zwei Wehren muss das Boot getragen werden. Zwischendurch zieht ein kurzer Sommerregen über uns weg – erfrischend.

Tag 10: Der (finale) Rahmenbruch

Rolle gegen 6:00 aus der Fähre am Rostocker Hafenterminal und steuere den ersten Fahrradladen auf der Karte an – meine Bremsen haben es definitiv nötig: Neue Scheibenklötze. Der Laden ist erst ab 10 offen, es ist 8 Uhr. So fahre ich doch etwas weiter Richtung Innenstadt.
Kurz vor der nächsten Radwerkstatt fahre ich leicht schräg über eine
Schwelle. Es macht nicht mal hörbar «knack», und mein Hinterrad scheuert plötzlich gegen das Schutzblech. Moment, habe ich den Spanner nicht recht festgemacht? Nach einigen Sekunden scharfem Anstarren der Schreck: Die rechte Hintergabel ist durchgebrochen. Fein säuberlich am Ende nahe der Nabe. Nach dem ersten grösseren Schock – das Rad hat die vierte «Grand Tour» noch nicht mal hinter sich, steht fest: Es geht hier nicht mehr weiter.
Was ein Ärger – das Ding war damals recht teuer, wurde mir als bestes Tourenrad angepriesen, trotz meiner Skepsis den Alurahmen gegenüber.
Benutzt wurde es dementsprechend selten und natürlich ist die Garantie des BMC-Marken-Rahmens längst abgelaufen – nach mal etwa per GPS-Tracking geschätzten gerade mal runden 12’000 km.
Erst mal schieben, frühstücken und das Adrenalin abbauen.
Nun kommen die Fahrradläden dran. Der grösste Laden dort erteilt mir schon mal den Bescheid: nix zu machen, wir können nicht schweissen. Dazu kommt: Es ist ein Alurahmen. Da auf dem betreffenden Teil der Gabel aber keine hohe Last durchs Gepäck, sondern eher durchs Treten aufkommt, gebe ich noch nicht komplett auf. Um wenigstens mit doppeltem Schrittempo vorwärtszukommen, suche ich nun die Motorradläden nach Lösungen ab. Rohrschellen gäb’s im 20 km entfernten Baumarkt, sonst will keiner meinen Rahmen anfassen, oder weiter helfen (Haftung, pipapo).
«Könnse gleich wegschmeissen», heisst’s im nächsten Fachgeschäft, was mir gross angepriesen wurde («die können AL-LES»).
Schliesslich bekomme ich beim nächsten Motorradhändler was ich suche: Ein Stück rundes Blech und zwei Rohrschellen. Weitere Rohrschellen gibt’s beim Elektriker, eine alte Speiche wiederum beim Radhändler. Ich weiss, dass es nicht der StVO entspricht, aber die Geschichte hält – ohne Knacken.

«Geflickter» Rahmenbruch

Ich buche kurzerhand den Bus mit Fahrradmitnahme nach Braunschweig via Berlin und kurble langsam Richtung HB.
Die 2.5 km vom Bahnhof bis zum Zielort hält das Flickwerk.
Wir dürfen gespannt sein…

Tag 9: Skåne entdecken

Ich wünsche erst mal den beiden Dänen (Christian und Anna) im Nebenzelt guten Morgen. Christian bietet mir gleich einen Kaffee aus einer dänischen Erfindung an: Ein einfacher Plastikbeutel, in den das Kaffeepulver und anschliessend heisses Wasser gefüllt wird. Schliesslich halten wir eine wahre Produktmesse ab, und unterhalten uns den ganzen Morgen über Zelte und anderes Outdoor-Equipment, derweil hat Anna schon von Hand ein paar junge Krebse aus dem See gefischt. Leider darf sie sie nicht wieder zurücksetzen, ob sie es übers Herz bringt, sie den Regeln entsprechend zu töten, entzieht sich schliesslich meiner Kenntnis.
Gegen Mittag mache ich mich langsam los, die Taschen voll mit weiteren getauschten Gadgets. Einige Abstecher auf dem Skåneleden und geruhsames Fahrradschieben später komme ich in Trelleborg an. Die Fähre geht um Mitternacht, ich checke rechtzeitig eine Stunde vorher ein. In der «Lounge» ist ein rechtes Chaos, Leute liegen auf dem Boden, die Zustände erinnern etwas ans Flüchtlings-Grenzlager Presevo. Naja. Kaum geschlafen also.

Kleine Übersetzungsdetails

Tag 8: Pannenserie

Für Mittag peile ich die Bialitt Kaffeestugan an. 2010 hatte ich da eine der besten Krabbensuppen ever gegessen. Bin etwas zu früh da, lehne mein Rad an die dort aufgebaute Riesengans und trockne mal wieder ein paar Sachen. Es ist windig, aber auch ab und an etwas sonnig. Ich geniesse mein Mahl (es hat sich am Rezept nichts verändert), lade in aller Ruhe die wieder funktionierende Elektronik (Laptop, Handy) auf, will schliesslich aufbrechen und stelle fest: Die Luft aus dem Vorderrad ist raus.
Diagnose: Die scharfe Ventilöffnung in der Felge hat es doch wirklich geschafft, mal wieder mein Ventil trotz aller Schutzmechanismen zu beschädigen. Na gut, ich habe ja einen Ersatzschlauch. Dumm nur, wenn der ebenfalls einen Schaden am Ventil hat, der offenbar beim ersten Test-Aufpumpen nicht aufgefallen ist. Gut, es gibt ja noch einen weiteren Ersatzschlauch. Nur dumm, wenn bei diesem das falsche Ventil dran ist, so, dass er nicht mal reinpasst. Versuch der Reparatur des alten Ventils mit viel Vulkanisiergetrickse schlägt fehl. Der Cafe-Patron bietet mir schliesslich an, mich nach Landskrona zum Biltema zu fahren. Das machen wir. Schliesslich bin ich nach ca. einer Stunde, zwei neuen Schläuchen, einem neuen Reifen und einer spendierten vollen Tankladung für meinen Helfer wieder beim Rad und komme nach der Montage endlich los.
In Dalby ist gegen Abend ein Volksfest im Gange, ansich wäre mal wieder eine Herberge angesagt.
Die zentral gelegene Übernachtungsmöglichkeit wird aber gerade umgebaut, nach vier angerufenen Adressen bietet sich immer noch keine Schlafgelegenheit.
Der Iraner im nahegelegenen Restaurant schlägt mir vor, im Dalby Stenbrott zu übernachten. In der Tat wunderschön, sogar das nächtliche Bad im See fällt recht warm aus. Es steht auch schon ein Zelt da, ich bin wohl nicht alleine.

Tag 7: Getrennte Wege

Die Reise Richtung Örkeljunga, die Stadt mit dem markanten Namen wird unterwegs kurzzeitig durch einen geplatzten Schlauch unterbrochen. Mein Hinterreifen hat eine nette lokale Scheuerstelle, wohl verursacht durch die frequente Reibung an Schottersteinen. Notdürftig geflickt geht’s weiter zur nächsten Ortschaft mit Radladen. Erst mal ein halbes Hühnchen und ein Stück Kuchen wegstecken, dann gibt’s einen neuen Hinterreifen. Gestaltet sich etwas knifflig, der Reifen passt nicht so optimal. Irgendwann gehts mit ein wenig Gehoppel im Regen weiter.

Flickwerk

In Örkeljunga gabelt sich unsere Route, meinereiner zielt auf Trelleborg ab, Nils wird bei Helsingborg übersetzen. Wir klären noch kurz telefonisch ab, ob das wirklich geht, drücken uns kräftig nach einigen Selfies ‹ade›, dann fahre ich durchs neblige Farmland weiter.

Morgenstimmung am Tag danach

Irgendwo im Wald plaziere ich das Zelt hinter einem grossen Kieshaufen und stelle fest, dass ganz in der Nähe eine Menge Hunde bellen und Autos auf dem Karrenweg und der Strasse immer wieder suchend hin und her fahren.
So ganz weiss ich nicht, was ich davon halten soll, irgendwann sind aber alle Autos weg und das Gebell nimmt ein Ende. Vielleicht irgend ein illegales Jagdtreff…ich erinnere mich aber an die Erzählungen der Deutschen aus dem nahegelegenen Cafe, wo ich vor Jahren mal vorbeifuhr, dass mit den lokalen Hillbillies nicht so gut Kirschen essen ist.
Also: How not to be seen (smelled, or heard).

Tag 6: Der geheime Strand

Im leichten Regen geht es wieder den Hestravägen entlang – die charakteristische stillgelegte, zum Radweg umgestaltete Bahnstrecke durch die Berge.
In Gislaved sind wir wieder mal relativ pünktlich zur Buffet-Time beim Chili Thai, die lustige Chefin ist mal wieder von allen Socken und freut sich, wie wir zuschlagen.

Unterwegs: eine kleine Schlange wärmt sich mitten auf der Fahrspur, das nächste Auto (selten, aber möglich) würde sie plätten. Braucht etwas energischere Irritation meinerseits, bis sie sich fauchend von der Strasse bemüht.

Nils entdeckt auf der Karte einen möglichen Strand an einem benachbarten See. Wir nehmen die holprige Forststrasse und enden an einem verwachsenen Wendeplatz. Der See ist in kurzer Distanz zu erkennen. Nach einigen Versuchen tut sich uns ein Bild auf. Und wir haben diesen Ort für uns, die Sonne scheint ansatzweise dramatisch durch die Wolkendecke. Der doch recht lange Strand ist allerdings nur durch den überaus niedrigen Wasserstand zustandegekommen. Also eine spezielle Gelegenheit.
Na, rein ins Wasser. Allerdings lässt sich kaum schwimmen, das Wasser ist viele Meter weiter immer noch seicht, vermutlich könnte man den See ohne Schwimmen zu Fuss durchqueren.
Abends scheint die Elektronik wieder ansatzweise zu funktionieren, so dass sich wenigstens das Handy wieder mit Strom versorgen lässt.

Tag 5: Nach dem Regen

Im Naturschutzgebiet am Hökensåsen

Langer Morgen, die Sonne zeigt sich. Macht Sinn, die Sachen mal wieder zu trocknen. Schreck lass nach: Ins Handy ist Wasser reingelaufen, es will die SIM-Karte nicht mehr erkennen, lässt sich auch nicht laden. Auch der Laptop hat irgendwie gelitten. Hoffen wir mal…
Gegen Mittag packen wir unsere Sachen zusammen und radeln los. Der Sverigeleden zieht eine rechte Schleife, so wirklich Vorwärtskommen ist da nicht. Hinter Bottnaryd ist irgendwann die Puste aus uns raus, am Mulseryd-Sjön schlafen wir im Wald direkt am See. Es ist hier trotz Regen alles noch recht trocken, dementsprechend trauen wir uns nur, direkt am See auf den Steinen zu kochen.

Tag 4: Hökensås

Weiter geht’s den Sverigeleden zwischen den Seen entlang. Um Mittag herum kehren wir in Forsviken im Cafe des ‹Bruks›, der alten Museumsfabrik, ein.
Der Curry-Hühnchen-Wrap schmeckt erstklassig, und Kaffee wird auch ein paar mal nachgefüllt. Es ist kalt, und alles ist wieder nass geworden. Der Laptop, der eigentlich vollgeladen hätte sein sollen, ist mit seiner Energie auf Null. Erst mal eingesteckt.
Nils N., der sich alle paar Tage einmal länger in einer Bibliothek aufhält, um dort am PC sein Blog nachzuführen, beschliesst erst mal (nach einiger Recherche zu den komplizierteren Sommeröffnungszeiten der diversen Bibliotheken) nach Karlsborg zu fahren. Wir vereinbaren lose ein paar Koordinaten – ich habe mal die kleine Schutzhütte am Hökensåsen im Naturschutzgebiet angepeilt, die ich bei der letzten Reise entdeckt hatte.

Die Wolken hängen recht tief, als ich in Hjo kurz Pause bei einem groszügig bestückten Lachsbrötchen am Hafen mache. Es regnet weiter, und das Rad hat etwas zu leiden, das jahrtausende alte sandige Gletscherprodukt bringt die Kette wie auch die Bremsen zum Knirschen. Irgendwann ist an einem brackigen Teich eine Totalreinigung angesagt, gut, wenn man eine Spritzflasche dabei hat.
Nach einer längeren Tour durch wolkenverhangene, kaum besiedelte Waldgebiete komme ich gegen Beginn der Dämmerung schliesslich am ausgemachten Treffpunkt an, packe alle Sachen aus und mache mich in der Hütte breit. Nur ein paar Fischer sind noch am etwas entfernten Weiher zugange.

Hütte – am Morgen danach

Gegen 22:15 höre ich ein charakteristisches Quietschen, gerade noch bevor mich die Müdigkeit in den Schlaf befördert. Es ist Nils Nordkapp, er hat einen rechten Marathon im verregneten Dunkel auf einer grenzwertig garstigen Sandpiste hingelegt. Da packen wir doch die Kekse nochmal aus.

Tag 3: Sverigeleden

Erst mal frühstücken. Das zieht sich etwas hin, die restlichen Pfifferlinge werden mit vier Eiern zu einem nahrhaften Omelett verwurstet – oder eher: vereiert. Es ist leicht sonnig, reicht aber nicht wirklich, um die ganzen durchtränkten Utensilien zu trocknen – das muss wohl dann bei Fahrtwind geschehen.

Etwas mäandernd, aber grösstenteils dem Sverigeleden entlang geht es via Askersund durch Tiveden. Am See findet sich der nächste Zeltplatz, direkt an einem etwas kollabierten Bootshaus. Es finden sich sogar Tisch und Bänke.

Nach einem Bad in der Abendsonne gehts an’s Kochen- einfache Fertignudeln mit Aroma. Ein paar Sachen sind netterweise wieder ganz gut trocken geworden – dem Fahrtwind sei Dank.